MEDIZIN Konzepte entwickelt, unterstützt und betreut Forschungsprojekte zu psychosozialen Themen in der Medizin. Unser Schwerpunkt liegt in der qualitativen Forschung in Einrichtungen und Regionen, mit dem Ziel, die Mechanismen gelungener Interaktion in der Medizin besser zu verstehen und für die Praxis nutzbar zu machen. Wir unterstützen Sie von der Konzeptentwicklung über die Antragstellung bis zur Durchführung und Auswertung von Forschungsprojekten.
Aktuelle Forschungsprojekte:
Überbringen schwieriger Botschaften: Barrieren und Chancen der interprofessionellen Versorgung
In Deutschland ist die Informierung von Patient*innen über Diagnosen und Prognosen die Aufgabe von Ärzt*innen. Besonders bei der Überbringung schwieriger Botschaften bei schwerer / tödlicher Erkrankung oder dem Fortschreiten einer Erkrankung trotz Therapie ist bekannt, dass Patient*innen meist nur einen geringen Anteil der Informationen verstehen und erinnern. Besonders die Pflege ist nach diesen Gesprächen oft erster Ansprechpartner für Patient*innen, wenn es um Verständnisfragen oder die Konsequenzen des Gespräches geht. Pflegekräfte sind jedoch meist nicht über die aktuelle medizinische Situation der Patient*innen informiert, kennen die genauen Inhalte der Diagnose-/Prognosegespräche nicht und sind nicht autorisiert, Informationen über Diagnose und Prognose weiter zu geben. Obwohl Patient*innen oft ein großes Vertrauen in Pflegekräfte haben, bei ihnen mehr Fragen wagen und die Informationen von ihnen besser verstehen, können Pflegekräfte diese Vorteile also nicht nutzen. Dies reduziert Gesundheitskompetenz und Selbstwirksamkeit von Patient*innen und begrenzt die Möglichkeiten der Pflege, auch für komplexe medizinische Fragen Ansprechperson für Patient*innen zu sein. Pflegende sollten demnach eine aktivere Rolle in der Prognosekommunikation einnehmen. Unklar ist jedoch bislang, wie genau diese Aufgabe kooperativ von Ärzt*innen und Pflegenden durchgeführt werden können.
In dem Forschungsprojekt des FoBeG (An-Institut für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialwesen an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin) sollen Prozesse beim Überbringen schwieriger Botschaften durch Ärzt*innen und Pflegende untersucht werden und Verbesserungspotenziale besonders der Kommunikation im multiprofessionellen Team ermittelt werden.
Dazu werden Fokusgruppeninterviews mit Pflegenden und Ärzt*innen durchgeführt.
Ziel der Studie ist es, Kommunikationsbedürfnisse und –hindernisse zu erfassen, um auf dieser Grundlage verbesserte Kommunikationsmöglichkeiten zu erarbeiten.
Das Forschungsvorhaben findet unter der Leitung von Dr. med. Patricia Hänel statt und wird durch eine Spende der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.
STIR
Entwicklung und Evaluation von Maßnahmen der strukturierten Transition und Integration migrierter Ärzt*innen in deutsche Rehakliniken.
In vielen Regionen Deutschlands fehlen Ärztinnen und Ärzte, um offene Stellen in der stationären und ambulanten Versorgung zu besetzen. Besonders in strukturschwachen Räumen ist die allgemeinärztliche Versorgung gefährdet und drei Viertel aller Krankenhäuser haben laut einer Studie im Auftrag der deutschen Krankenhausgesellschaft Stellenbesetzungsprobleme. Auch hier sind die Probleme im ländlichen Raum größer als in verstädterten Gebieten oder Ballungsräumen.
Eine der Maßnahmen, die Krankenhäuser und Gemeinden ergreifen, um ambulante und stationäre Arztstellen zu besetzten, ist die Anwerbung und Einstellung von Ärzt*innen aus dem Ausland. Ob diese Ärzt*innen zeitlich begrenzt einen temporären Fachkräftemangel ausgleichen oder dauerhaft ein fester Bestandteil der ärztlichen Versorgung in Deutschland sein werden, ist eine bislang ungeklärte gesellschaftliche Frage. Unabhängig von der zeitlichen Perspektive ist es jedoch notwendig, die Integration ausländischer Ärzt*innen zu untersuchen und diesen Prozess für die migrierten Ärzt*innen, Teams und Patient*innen zu untersuchen und zu optimieren.
Stationäre Reha-Einrichtungen sind in besonderem Maße vom Ärztemangel betroffen. Zum einen sind sie häufig in ländlichen strukturschwachen Regionen angesiedelt, die weniger Ärzt*innen anziehen. Zum anderen ist die Tätigkeit in der Rehabilitation für den Ärztenachwuchs aus unterschiedlichen Gründen weniger attraktiv als eine Tätigkeit in der Akutmedizin. Daher sind Reha-Einrichtungen stärker als akutmedizinische Einrichtungen auf migrierte Ärzt*innen angewiesen.
In diesem Forschungsprojekt werden strukturierte Maßnahmen zur Unterstützung der Transition, Einarbeitung und Integration migrierter Ärzt_innen in deutsche Rehabilitationskliniken entwickelt und getestet. Es versteht sich als Fortsetzung der im Sommer 2018 beendeten Studie „Ärztinnen und Ärzte in Migration – Integration in deutsche Reha-Einrichtungen (ÄiM-R)“ und soll die Umsetzungsmöglichkeiten der dort gewonnenen Erkenntnisse in Form verschiedener Maßnahmen darstellen.
In einem partizipativen Prozess mit den beteiligten Einrichtungen werden die zu entwickelnden Maßnahmen ausgewählt, vor Ort getestet und dann gemeinsam mit den jeweiligen Zielgruppen optimiert. Ergebnisse werden nachhaltig nutzbare Instrumente für migrierte Ärzt*innen und Teams sein.
Das Projekt wird durch die Deutsche Rentenversicherung Bund gefördert und geleitet von Prof. Theda Borde und Dr. med. Patricia Hänel.
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